Hinten vlnr: Mark Huger, Falk Hirschel, Stefan Körner, Denise Niggemeier, Anja Hirschel Vorne vlnr: Swen Kuboth, Jochen Schmidberger Photo: cc-0

Letzten Samstag war es soweit: Der vierte Christopher-Street-Day in Ulm / Neu-Ulm mit dem Motto „Colors of the Danube“ fand statt. Wir Piraten waren dieses Jahr zum vierten Mal – also von Anfang an! – mit dabei.

Anja, Denise, Anke
Anja, Denise, Anke (Photo: cc-0)

Für uns ist der CSD immer ein ganz besonders toller Anlass, um unseren Infostand aufzubauen. Die geführten Diskussionen sind toll, die Stimmung erstklassig und trotz allem wird nie vergessen, dass es immer noch um Politik geht.
Neben Piraten aus Ulm, Neu-Ulm und Günzburg hatten wir dieses Jahr hohe Parteiprominenz mit dabei. Danke an den Bundesvorsitzenden Stefan Körner, den stellv. Bundes-GenSek Mark Huger und Theresa Kienlein aus Neumarkt in der Oberpfalz.

Wir möchten hier noch die Gelegenheit nutzen, uns bei der CSD-Orga, allen Interessierten, Homosexuellen, Bisexuellen, Transgendern, Transsexuellen, „solidarischen Heten“ und Eichhörnchen zu bedanken. Es war ein tolles Fest und wir werden nächstes Jahr mit Sicherheit wieder dabei sein!

Den von uns geplanten Redebeitrag könnt ihr hier im Wortlaut nachlesen:

Hallo CSD-ler,

Wir haben gute Nachrichten aus anderen Ländern:

In Slowenien hat es die Regierung – anders als bei uns ohne die Beteiligung eines Bundesverfassungsgerichtes – von alleine(!) geschafft, sich auf die Stiefkindadoption zu einigen. Auch eine eingetragene Lebenspartnerschaft ist hier erlaubt. Ähnlich ist es in Österreich – dem Land, dass zwar spät dran war, aber heute zu den aufgeschlossensten EU-Ländern gehört.

Leider gibt es aber auch schlechte Nachrichten:

In Serbien, Moldawien, Bulgarien und Rumänien ist die Ehe und sogar die eingetragene Lebenspartnerschaft für Homosexuelle nicht erlaubt. In Kroatien ist zumindest eine eingetragene Lebenspartnerschaft seit Juli diesen Jahres möglich.

In der Ukraine wurde 2012 die Gay Parade aufgrund gewaltsamer Übergriffe abgesagt. 2013 wurde sie direkt erstmal gerichtlich verboten.

In Ungarn hat die rechtsextreme Jobbik 2012 Anträge eingebracht, die Homosexualität mit bis zu 8 Jahren Gefängnis bestrafen sollen. 2013 wurde der „Schutz der Familie“ durch eine Verfassungsänderung ausdrücklich auf heterosexuelle Paare beschränkt.

In fast allen dieser Länder ist Diskriminierung dennoch gesetzlich verboten. Die Realität sieht aber wie so oft anders aus.

Es ist wichtig, dass wir in die anderen Donauländer schauen. Dass wir aus Deutschland den nötigen Druck aufbauen, um die Situation von Homo-, Bi-, Transsexuellen und Transgender in den anderen Donauländern zu verbessern. Dafür ist es aber auch unerlässlich, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen und vor unserer eigenen Haustüre kehren.

Die politische Akzeptanz ist dabei die eine Sache. Ja, es ist wichtig, dass Homosexuelle richtig heiraten dürfen! Aber viel wichtiger ist, die gesellschaftliche Akzeptanz! Die Tatsache, dass auch Homosexuelle, Transmenschen und was es sonst noch so gibt GENAUSO normal sind wie alle anderen.

Mit AI
Piraten geben Amnesty International Asyl vor dem Regen^^ (Photo: cc-0)

In Deutschland, selbst in diesem „Land des Fortschritts“, haben Menschen, die nicht in das gesellschaftliche Muster passen schwierige Aussichten. Wir reden von Sportlern, die nicht zu ihrer Homosexualität stehen können, weil sie sonst das Ende ihrer Karriere befürchten müssen. Wir reden von Menschen, die sich eine Scheinidentität aufgebaut haben und hoffen, dass ihr „wahres Ich“ niemals von Freunden und Familie erkannt wird. Wir reden von Jugendlichen, die Angst haben, sich ihren Eltern gegenüber zu outen, weil sie Angst vor deren Reaktion haben. LSBTTIQ heißt in Deutschland erschreckenderweise immer noch: Du kannst deinen Job verlieren. Deine Freunde. Deine Familie. Dein Leben.

Wir reden von einem Land, in dem ein schwuler Bundestagsabgeordneter nicht an der Abstimmung über die Ehe für Homosexuelle teilnimmt.

Wir reden von einem Land, in dem Menschen auf die Straße gehen, weil sie nicht wollen, dass ihre – UNSERE! – Kinder in der Schule darüber informiert werden, dass es auch andere Sexualität und Identität als „Hetero, weiblich“ und „Hetero, männlich“ gibt. Diese Menschen demonstrieren gegen – wörtlich! – „Pornounterricht“ an Schulen.

Diese Menschen, die da zum Beispiel in Stuttgart auf die Straße gegangen sind, sind christlich fundamentalistische Vereine, Vereine von Beatrix von Storch und mit ihr die AfD, katholische Diözesen und andere – teilweise rechte – Organisationen. All diese Menschen hatten kein Problem, Seite an Seite mit Nazis zu demonstrieren. Auch Teile der CDU und der FDP hatten scheinbar kein Problem damit. So hat Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke von der FDP an eben dieses Aktionsbündnis aus Menschenfeinden Grußworte zur Demonstration mitgegeben und bedauerte es, dass er aufgrund eines Parteitages „leider nicht selber teilnehmen“ konnte. Auch vom Fraktionschef der CDU, Peter Hauk, gab es Grußworte. Allein das zeigt, wie tief menschenverachtende Anti-Queer-Propaganda in unserer Gesellschaft verankert ist.

Wir wünschen euch und uns, dass wir noch lange die Energie haben werden, diesen andauernden Kampf fortzuführen. Wir wünschen uns aber auch, dass es irgendwann nicht mehr nötig sein wird, weil es endlich Normalität geworden ist.
Wir sind Jochen Schmidberger und Lisa Collins für die Piraten.

Gedenkminute
Gedenkminute für alle, die heute nicht mehr bei uns sind. (Photo: cc-0)

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